Aktuelles 2002

Neues aus der Giftküche der FARC:


Kurzmeldungen
Die kolumbianische Zeitung "El Tiempo" meldet am 22.12.02, dass die Guerillagruppe ELN in Medellín ein dreijähriges Mädchen freigelassen hat, das vierzehn Monate in Geiselhaft war.

Kriminalpolizei und Staatsanwaltschaft haben im Departement Córdoba Grundstücke und Immobilien im Wert von 40 Mrd Pesos (rd. 20 Mio EUR) beschlagnahmt, die auf Strohmänner der FARC eingetragen sind. In Córdoba wurden somit in den letzten Jahren derartige Immobilien im Wert von 232 Mrd. Pesos (rd. 116 Mio EUR) beschlagnahmt. (Meldung des Radiosenders Caracol)

Am 25.12.02 meldete die kolumbianische Tageszeitung El Tiempo:
Die Organisation País Libre, die sich für Entführte einsetzt, gibt an, dass in den ersten 11 Monaten des Jahres in Kolumbien 2730 Entführungsfälle bekannt geworden seien. Juan Francisco Meza, der Präsident der Organisation, erklärte, dass 34% dieser Entführten sich noch in Gefangenschaft befänden.
Er äußerte sich besorgt darüber, dass immer mehr Entführte nach der Entführung verschwinden, vor allem Personen, die von der FARC oder den Paramilitärs entführt werden. País Libre schätzt, dass die Dunkelziffer bei ca. 10% liegt, d.h. das sind Fälle, die niemals den staatlichen Stellen bekannt werden, weil die Verwandten im Falle der Anzeige Nachteile für die Entführten fürchten. Meza hob aber hervor, dass die Bereitschaft wachse, Entführungen anzuzeigen.

Kurzmeldungen
Die Regionalzeitung "El Liberal" (Popayán) meldete am 14.12.02, dass die Mobile Kolonne "Jacobo Arenas" der Farc (also unsere Entführer) in der Nacht vom 13. zum 14.12.02 mit 400 Kämpfern versucht hat, den Hauptort der Gemeinde Caldono einzunehmen. In Caldono hatte die Bevölkerung vor einigen Monaten durch zivilen Widerstand die Entführung von Polizisten und die Besetzung des Ortes durch die Farc verhindert.
Seit dieser Zeit ist nahe Caldono eine Militäreinheit stationiert, die auch den neuerlichen Versuch der Eroberung des Ortes verhinderte. Die Operation forderte insgesamt 8 Todesopfer auf beiden Seiten.

Offener Brief an die Weltöffentlichkeit
Zum Tag der Menschenrechte am 10. Dezember 2002 haben prominente Intellektuelle aus aller Welt in einem Offenen Brief an die Weltöffentlichkeit die Aufforderung an die FARC und andere bewaffnete Gruppen in Kolumbien gerichtet, alle Entführten freizulassen.
Nachfolgend werden der Wortlaut des Briefes in deutscher Übersetzung sowie die Liste der Unterzeichner vorgestellt.
Zum Offenen Brief (PDF-Dokument 132 KB)

Kurzmeldungen
Die rechten Paramilitärs (AUC) haben mit Wirkung vom 01.12.02 einen unbefristeten Waffenstillstand erklärt - gegenüber der Regierung, nicht gegenüber den FARC. Kommentatoren vermuten, die AUC wollten damit erreichen, in den USA von der Liste terroristischer Organisationen gestrichen zu werden.

Die französische Regierung bemüht sich, zwischen FARC und kolumbianischer Regierung zu vermitteln mit dem Ziel, einen Gefangenenaustausch zu erreichen. Es soll erwogen werden, unter franz. Vermittlung auf venezolanischem Territorium darüber zu verhandeln.
Das könnte heißen, dass die FARC auf ihre Forderung verzichtet, nur in Kolumbien, in einer neuen entmilitarisierten Zone zu verhandeln. Unklar ist, ob über alle von der FARC Entführten oder nur über die "Promis" verhandelt werden soll.

Die kolumbianische Regierung verhandelt in Kuba mit der Guerillabewegung ELN über Gefangenenaustausch, Waffenstillstand usw. Es haben bereits drei Verhandlungsrunden stattgefunden.

Der kürzlich in Hannover zu Besuch weilende Gouverneur des Departements Cauca, Floro Tunubalá, ist mit dem Menschenrechtspreis von UNICEF-Italien ausgezeichnet worden, den er am 16.12.02 in Rom in Empfang nehmen wird. Frühere Preisträger waren Mutter Theresa und Bill Clinton. Tunubalá, ein Vertreter der indigenen Bevölkerung, hatte sich nach unserer Entführung im Juli 2001 für unsere Freilassung eingesetzt.

Ingrid Betancourt
Ingrid Betancourt
Petra-Kelly-Preis 2002 der Heinrich-Böll-Stiftung geht an Ingrid Betancourt
Internationaler Petra-Kelly-Preis für Menschenrechte, Ökologie und gewaltfreie Politik
Der Petra-Kelly-Preis 2002 wird am 13. Dezember, 19.00 Uhr, in Berlin verliehen. Die Internationale Jury hat am 7. Oktober den Petra-Kelly-Preis 2002 der kolumbianischen Grünen-Politikerin Ingrid Betancourt zuerkannt.
Auf den öffentlichen Aufruf der Heinrich-Böll-Stiftung hin wurden in diesem Jahr mehr als vierzig Personen und Initiativen für den Petra-Kelly-Preis 2002 vorgeschlagen.

Kurzmeldungen
Der entführte Vorsitzende der Lateinamerikanischen Bischofskonferenz, Bischof Jiménez und sein Begleiter wurden am 15.11.02 aus der Gefangenschaft der FARC befreit. Es war vermutet, aber nicht bestätigt worden, dass beide sich in den Händen der FARC befanden.
Als Einheiten des Militärs die Spur der Gefangenen und ihrer Bewacher gefunden hatten, stellte sich dann heraus, dass es sich bei den Entführern in der Tat um eine FARC-Einheit handelte. Über zwei Tage verfolgte das Militär die Entführer mit ihren Opfern und überwältigte schließlich das Entführerkommando, das zum größten Teil aus kaum 20 Jahre alten Kämpfern bestand.
Wie bei fast allen Geiselbefreiungen durch Spezialeinheiten kamen die Geiseln bei der Aktion nicht zu Schaden. Verschiedene Zeitungen melden, die Militärführung habe betont, ohne die sehr aktive Mithilfe der örtlichen Bevölkerung sei die Aktion nicht möglich gewesen.

Nach Zeitungsmeldungen berät neuerdings Joaquín Villalobos den kolumbianischen Präsidenten Alvaro Uribe in Angelegenheiten sowohl der Bekämpfung bewaffneter Gruppen als auch möglicher Vorgehensweisen bei Verhandlungen mit ihnen. Villalobos war einer der militärischen Führer der Guerrillabewegung FMLN im Bürgerkrieg in El Salvador.
Er leitete u.a. die Offensive auf die Hauptstadt San Salvador im Jahr 1988. Er steht im Verdacht, bei der Behandlung Gefangener und im Umgang mit Abweichlern in den eigenen Reihen schwere Menschenrechtsverletzungen begangen zu haben und lebt in London.

Die kolumbianische Zeitung "El Tiempo" veröffentlichte am 19.11.02 einen Artikel über die finanziellen Ressourcen der FARC. Zunächst wird eingegangen auf die enormen Vermögenswerte, die die FARC in den wenigen Jahren, in denen sie die Anfang dieses Jahres aufgehobene entmilitarisierte Zone beherrschte, dort angehäuft hatte:
U.a. Taxigesellschaften und Flotten von Flussbooten zum Transport von Truppen und Waffen sowie Landgüter, die als Kommandostände und Aufbewahrungsorte von Entführten gedient haben. Die Regierung schätzt nach Angaben der Zeitung, dass die FARC pro Jahr etwa 800 Mrd. Pesos (rd. 400 Mio EUR) einnimmt, im wesentlichen aus Lösegeldern für Entführte und aus Abschöpfungen aus Drogenanbau und -handel. Für das Jahr 2000 wird geschätzt, dass die FARC über Aktiva von rd. 6 Billionen Pesos (rd. 6 Mrd. EUR) verfügte.

Kurzmeldung
Der vor vier Tagen entführte Erzbischof von Zipaquirá (Kolumbien) wurde am 15.11.02 von einer Spezialeinheit des Heeres befreit. Er und sein Begleiter kamen unversehrt in Freiheit. Sie hatten sich in der Hand der FARC befunden, die jedoch bis zur Befreiung nicht offiziell bestätigt hatte, die Entführung durchgeführt zu haben.
Quelle: Deutschlandfunk, El Pais, ARD

Kurzmeldungen
Am 13.11.02 berichtet die kolumbianische Zeitung "El Tiempo" über eine heftige Debatte im kolumbianischen Senat zwischen Befürwortern einer Übereinkunft mit der FARC über den Austausch von Gefangenen und anderen Senatoren, die jegliches Abkommen ablehnen und stattdessen die Verstärkung militärischer Operationen zur Befreiung von Entführten fordern.

Kurzmeldungen
Mehrere kolumbianische Zeitungen melden am 7.11.02, dass die FARC sich bereit erklärt hat, mit der Regierung über einen Gefangenenaustausch zu verhandeln.
Sie stelle dafür folgende Bedingungen:
Etwaige Verhandlungen müssen in Kolumbien stattfinden und um die Sicherheit der FARC-Seite zu gewährleisten, müsse daher zunächst wieder eine entmilitarisierte Zone eingerichtet werden.
Es gehe nur um einen Austausch zwischen gefangenen FARC-Kämpfern gegen von der FARC gefangene Polizisten und Soldaten sowie von ihr entführte Politiker, darunter auch Ingrid Betancourt.

Laut FARC-Sprecher "Raul Reyes" haben die Verhandlungen "unter Kolumbianern" stattzufinden, woraus eine Ablehnung der Einschaltung ausländischer Vermittler gelesen werden könnte.

Verschiedene Vertreter der Familien Entführter wandten sich dagegen, ein separates Abkommen nur für Sicherheitskräfte und Politiker mit der FARC zu schließen, weil dies die Schaffung von zwei Klassen Gefangener bedeute.

Gouverneur erbittet mehr Hilfe:
"Die öffentliche Ordnung bedarf der Aufmerksamkeit des Staates"
Wie die Tageszeitung "El Liberal" aus Popayán (Cauca, Kolumbien) am 26.10.02 meldet, hat der Gouverneur des Departements Cauca, Floro Tunubalá (erster und einziger Gouverneur in Kolumbien, der zur indianischen Bevölkerungsgruppe gehört) seine Bereitschaft unterstrichen, allen Kommunalverwaltungen Caucas bei der Erledigung ihrer Aufgaben zu helfen, obwohl das Departement von gravierenden Störungen der öffentlichen Ordnung betroffen ist.
Tunubalá gab zu verstehen, dass er die Kommunalpolitiker unterstützen will bei der Suche nach Möglichkeiten, wie sie nach ihrem durch Todesdrohungen erzwungenen Weggang aus ihren Gemeinden in die Departementshauptstadt Popayán ihre Funktionen weiter ausüben können.
Ebenfalls unterstrich der Gouverneur die Notwendigkeit der Hilfe durch die Zentralregierung und die Streitkräfte, um die Zivilbevölkerung vor Aktionen der FARC .......zu schützen.
Tunubalá teilte mit, er habe den Ombudsmann für Menschenrechte darüber informiert, dass die Gemeinde Paes-Belalcázar von der FARC bedroht und angegriffen worden sei. Er erkannte an, dass Polizei, Heer und Luftwaffe große Anstrengungen zum Schutz der Bevölkerung unternehmen, betonte jedoch, dass vermehrte Anstrengungen nötig seien, angesichts der Tatsache, dass die Guerilla die Mehrzahl der Gemeinden Caucas bedroht.

Polizei des Cauca spricht von 70 gefallenen Mitgliedern der FARC
(El Tiempo, 21.10.02; Übers. U.Künzel)
Sie fuhren mit zwei Lastwagen ab, die gestern zerstört wurden, als sie gestern flohen, nachdem sie zuvor versucht hatten, die Gemeinde Paez-Belalcázar (früher Sitz eines Gesundheitsprojekts der EU; A.d.Ü.) einzunehmen. Das berichtet Oberst José Edgar Herrera, Polizeikommandant des Departements Cauca. Herrera sagte, dass die Lastwagen, mit zu Bomben umgebauten Gasflaschen und mit Dynamit beladen, im Ortsteil Guadualejón, 20 Minuten vom Hauptort entfernt, von Flugzeugen der Luftwaffe angegriffen wurden.
Die Getöteten gehören zur Mobilen Kolonne "Jacobo Arenas" (die Einheit, die uns entführt und gefangengehalten hat; A..d.Ü) und zur 8. Territorialfront der FARC, wie militärische Quellen berichten. Mindestens 200 Guerilleros beabsichtigten, die Ansiedlung um etwa 10 Uhr vormittags einzunehmen und griffen zunächst den Polizeiposten an.
Sofort trafen vier Hubschrauber, das Flugzeug zur elektronischen Beobachtung (mit US-Besatzung und unbewaffnet, A.d.Ü.) und Polizeikräfte ein, um die Angreifer abzuwehren. Oberst Herrera gab an, dass zwei Polizisten des örtlichen Polizeipostens von den Guerilleros erschossen wurden, obwohl sie sich ergeben hatten.
Ebenfalls wurde ein indianischer Einwohner, der sich der Guerillaoperation widersetzen wollte, getötet. Bei den Kämpfen innerhalb des Ortsgebiets starben ein Soldat und drei Guerilleros. Zwei Polizisten werden noch vermisst. Um 17.30 war die Operation beendet.

El Tiempo (Bogotá):Intellektuelle und Persönlichkeiten fordern humanitäre Übereinkunft zur Freilassung Entführter
Am 15.10.02 wird über verschiedene Vorstöße berichtet, die unternommen wurden, Regierung und Farc zur Freilassung Gefangener zu bewegen. Da seit der Amtseinführung der Regierung Anfang August keinerlei Bewegung in humanitären Fragen erkennbar ist, haben eine Gruppe von Intellektuellen, mehrere Nichtregierungsorganisationen und Vereinigungen der Familien Entführter Kampagnen in der Öffentlichkeit begonnen, um humanitäre Aktionen anzustoßen.
Die Gruppe von Intellektuellen und Journalisten hatte gefordert, dass beide Seiten ohne Vorbedingungen in Diskussionen über die Freilassung kranker und verwundeter Soldaten/ Polizisten sowie Guerilla-Kämpfer eintreten sollen mit dem Ziel, diese freizulassen. Die Familienangehörigen entführter und gefangener Soldaten sowie entführter Politiker zeigten sich enttäuscht über die Erklärung des Innenministers, der die Möglichkeit einer derartigen Übereinkunft ausschloss, obwohl der Staatspräsident, als er sie am 29.8.02 empfangen hatte, ihnen seinen "vollen politischen Willen" versichert hatte, was auch der Friedenskommissar der Regierung in Telefonaten mit Familien Entführter bekräftigt hatte.
Von 32 NROs kommt ein gemeinsam ausgearbeiteter Vorschlag, der ebenfalls auf Freilassungen auf beiden Seiten abzielt. Im Hinblick auf die Freilassung aller in Kolumbien Entführten hat die UNO verlautbart, in Kolumbien bedürfe es eines "Globalen Abkommens über die Menschenrechte" , mittels dessen das Mittel der Entführungen beseitigt werden müsse. Vizepräsident Santos erklärte dazu, man spreche über derartige Vorhaben nicht in den Massenmedien, sondern behandle sie in vertraulicher Form, wie das angemessen sei.
Auch der frühere Präsident Alfonso Lopez hat angeregt, "neue rechtliche Formen" für eine Übereinkunft zu suchen, die so geartet sein müssten, dass sie eine Art Recht setzten, das ähnlich dem Völkerrecht über den nationalen Rechtsnormen stehen müsse, um Konflikte mit gültigen kolumbianischen Rechtsnormen zu vermeiden, etwa jenen, die es verbieten, strafrechtlich verurteilte und in Gefängnissen befindliche Guerillakämpfer freizulassen. Besonders letzterer Vorschlag wurde von den Vereinigungen der Angehörigen Entführter begrüßt, weil sie sich davon versprechen, aus juristischen Sackgassen herauszukommen.

Kurzmeldungen
Wie am 9.10.02 mehrere kolumbianische und spanische Zeitungen melden, hat die kolumbianische Regierung vorgeschlagen, dass vor bewaffneten Gruppen aus ihren Gemeinden geflohene Bürgermeister und Ratsmitglieder via Internet "virtuelle Sitzungen" abhalten sollen.

Das kolumbianische Wochenmagazin SEMANA meldet, dass während des Generalstreiks drei spanische Staatsbürger festgenommen wurden, die angaben, als "Beobachter" bei Blockaden der Panamericana in den Departements Cauca und Tolima anwesend zu sein.
Wie gemeldet wird, ist einer der drei derjenige, der vor einigen Monaten in Madrid eine Informationsveranstaltung von Pax Christi über Entführungen, u.a. durch die Farc, dadurch torpedierte, dass er Eingeladenen Personen telefonisch mitteilte, die Veranstaltung falle aus, bzw. sei an einen anderen Ort in Madrid verlegt.

Zitat
Ich versichere, dass ich nichts gegen jene habe, die die Menschenrechte verteidigen. Nein, mit keinem Gedanken.
Wohl aber bin ich gegen den Gebrauch, den man von ihnen macht. Es ist in diesen trüben und turbulenten Zeiten nicht leicht, bestimmte Dinge anzusprechen. Es ist zum Beispiel nicht leicht zu sagen, dass die sogenannten "Menschenrechte" nur jenen genützt haben, die von ihrer Verteidigung leben (gut bezahlte Mitarbeiter einiger Nicht-Regierungsorganisationen) sowie jenen, die sie verletzen, missbrauchen und sich zunutze machen (wie die Farc), aber wenig oder gar nicht denen, die ihre Verletzung am eigenen Leib ertragen müssen.
(Mauricio Pombo, kolumbianischer Journalist, früher Student und Doktorand an der Universität Hannover)

Kurzmeldungen
Am 4.09.02 berichtet die kolumbianische Zeitung El Tiempo von einem aufsehenerregenden Ereignis in der Gemeinde Santa Rosa in der Kriegsregion Medio Magdalena. Mehr als 500 Einwohner brachen um 4 Uhr morgens mit Fahrzeugen auf, um persönlich bei den Kommandanten von ELN und FARC die Freilassung von Verwandten und Mitbürgern zu fordern, die von diesen Gruppen entführt worden waren.
Begleitet wurden die Bürger vom Bischof der Diözese und dem Jesuitenpater Pacho de Roux (mir persönlich als unerschrockener Kämpfer gegen jede Art Gewalt bekannt). An dem entlegenen Treffpunkt erschienen mehrere Kommandanten der ELN, während sich die Vertreter der Farc nicht zeigten.
Die Bürger legten dar, wie die Entführungen ihre Familien und deren wirtschaftliche Basis getroffen hätten und dass sie sich jede weitere bewaffnete Aktion verbäten. In der folge ließ die ELN mehrere entführte Bürger Santa Rosas frei.
Nach einigen Tagen befreite auch die Farc einen Entführten. Pacho La Roux erklärte dem Kommandanten "Samuel" der ELN: Ich bedanke mich nicht bei Ihnen für die Freilassung, denn Freiheit ist ein grundlegendes Menschenrecht. Ihre Wiederherstellung ist eine Selbstverständlichkeit und nichts, wofür man zu danken hätte.

Am 02.09.02 klagt die "Junge Welt" in einem Kommentar zum Inkrafttreten des § 129b StgB, wonach die deutsche Justiz nunmehr auch Straftaten terroristischer Vereinigungen im Ausland insoweit ahnden kann, als Vertreter dieser Organisationen dafür in Deutschland belangt werden können, nun drohe der Aufenthalt der Vertreter von Freiheitsbewegungen wie Farc, der mexikanischen Zapatistas und anderer in Deutschland illegal zu werden.
Ein typischer Fall von Desinformation: Niemand hat die Zapatistas zu einer terroristischen Organisation erklärt, denn anders als die Farc verdienen sie nicht an Drogen, pressen keine Kinder zum Waffendienst und entführen keine Unbeteiligten. Hoffen wir, dass der Farc der neue Paragraf wirklich schaden wird, die Zapatistas brauchen ihn nicht zu fürchten! Und was heißt Freiheitsbewegung: Was hat die Farc mit Freiheit zu tun?

Kolumbien hat als eines der ersten Länder seinen Beitritt zum Abkommen über den Internationalen Gerichtshof ratifiziert. Nun wurde berichtet, die scheidende Regierung Pastrana habe zwei Tage vor der Amtsübergabe bei der UNO eine Zusatzklausel zur Ratifizierungsurkunde hinterlegt, wonach Kolumbien für sieben Jahre vom Inkrafttreten seines Beitritts (2002) an gerechnet darauf verzichte, im Bürgerkrieg begangene Verletzungen des humanitären Rechts dem Gerichtshof anzuzeigen.
Nur durch eigene Recherchen verschiedener kolumbianischer Zeitungen wurde dieser Schritt bekannt, der bedeutet, dass die bewaffneten Gruppen in Kolumbien, aber auch Einheiten der Terrorbekämpfung von Armee und Polizei, erst einmal ruhig weiter die Menschenrechte mit Füßen treten können, ohne Verfolgung durch den internationalen Gerichtshof fürchten zu müssen.
Der frühere Außenminister gab zur Rechtfertigung an, man habe hiermit eine Geste machen wollen, die der Guerilla Gesprächsbereitschaft signalisieren solle. Inzwischen haben mehrere Abgeordnete die neue Regierung aufgefordert, die Klausel zurückzunehmen.

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© 2002 FARC.de by Thomas Künzel, Ulrich Künzel, Reiner Bruchmann